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Anna Ovena (1584- |
Hoyers
1655) |
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Annae Ovenae Hoyers Rath / Den sie auß gutem Hertzen hat Allen Alten Wittwen gegeben / Darnach zuleben; Uber diese die widerstreben / Wird unglück schweben / Diß mercket eben. Alte Bleib Allein / Stell das Tantzen ein / Laß die Männer seyn / Hüte dich fürs Freyn / So du wilt gedeyn. Halt dich still und rein. Acht den Rath nicht klein / Gut mit dir ichs meyn. Ihr Alten Weiber höret her; Was ich euch rath / nemt an die Lehr / Begehret keine Männer mehr / Sonst stürtzet ihr euch in beschwer Und wird euch endlich rewen sehr. Ein Wittwe Alt an Jahren Soll sich nicht wider pahren / Und im Ehelichen leben / Beym Mann mehr wider geben; Sondern in Einsamkeit Zubringen ihre zeit / Und in der furcht des Herren / Nach Sanct Pauli begehren / Die Junge Frawen lehren / Ihre Ehe=Männer ehren / Kinder erziehn und nehren / Des Hauses wolfart mehren / Desselben schaden wehren / Alles zum besten kehren. So wird Gott Gnad bescheren. Das wünsch trewlich Von Hertzen ich Anna Ovena Hoyers. Ihr Wittwen über funfftzig Jahr Haltet euch still / seyt fein Ehrbar / Liebet das Einsam leben: Bleibet als Gott euch hat gesetzt / In seiner Liebe euch ergetzt: Das Hertz sollt ihr ihm geben / Und nicht mehr treten an den tantz / Mit Heintz / Kuntz / Hannß / Fritz oder Frantz. Sie meynens nicht so trewlich Wie manches Weib sich bildet ein / Lieben nur ewer gelt allein; Ohn das seyt ihr abschewlich. Ich weiß es / mercket was ich sag / Ihr seyt den Männern nur ein plag / Sie können euch nicht lieben. Ob sie sich freundtlich stellen schon / Ist doch das Hertz sehr weit davon / Sie müssen sich betrüben. Mit seufftzen sie zu bette gehn / In trauren widerumb auffstehn; Sehn euch scheel an mit schmertzen. Das Alte blut macht kalt den muth / Nichts ist annehmlich was ihr thut / Kein schertzen geht zu hertzen. Trawt mir ich zeig die warheit an / Ein altes Weib bey einem mann Kan nimmermehr gedeyen. Exempel hab ich viel gesehn / Wie wunderbar es pflegt zugehn / Wann alte Frawen freyen. Man hats erfahrn bey den Nachbarn / Wie sie geschleppt sind bey den Harn / In ihren Alten Tagen: Daß ich gedacht: O armes Weib / Wie wird tractirt dein Alter Leib / Du magst von ungluck sagen / Hast gethan einen bösen kauff / Da du dir diesen schlag darauff / Zum Ehmann hast genommen. Warlich es kan nicht wol gedey'n / Wann Alte Weiber wider frey'n; Nachrewen pflegt zukommen. Wie mancher Mann fällt in Ehbruch Darüber in Gottes zorn und fluch / Ins Richters hand darneben? Liebe Fraw Alte saget doch / Wo kompt diß her? man fraget noch: Habt ihr kein ursach geben? Ja freylich / ihr seyt schuldig dran / Daß euch der Mann nicht lieben kan: Dann es ist nichts zufinden An ewerm leib und Angesicht Das ihn zur lieb bewegen mücht / Er seh' vorn oder hinden; Beym Alten Weib wird keiner frisch / Es sey im Bett od'r an dem Tisch / Bedencket diß ihr Alten. Im Ehstand ihr euch gar nicht schickt / Kein Mann wird mehr durch euch erquickt / Wer kan's mit Alten halten? Sie sind der Männer Fegefeur / Ihr gelt kaufft mancher viel zu theur / Wer' gern davon frey wider: Spricht: O daß ich ein Junge hett / Bey der möcht ich im Ehebett / Außstrecken meine glieder. Sehr thörlich hab' gehandelt ich / Da ich ließ also binden mich / Vmbs losen geldes willen. O phuy der schand / wer löst den band? Ist dann niemand im gantzen land / Der mir mein leit kan stillen? Gott stürtzt den Pfaffen in die Hell / Der mich bandt an das Alte fell / Er hat gehandelt trüglich: Daß ihm ankomb die schwere seuch. Er sprach: Wachset und mehret euch / Wust doch daß nicht war müglich. Ach leider ach / es ist geschehn / Geschehn ding' nicht zu endern stehn / Hin ist mein freud und lachen: Zuseufftzen wird mein hertz beweg't / So offt ich seh' daß sie sich reg't; Ach / ach / wie soll ichs machen? Wer hilffet mir? wer steht mir bey? Wer mach't von ihr mich wieder frey? Wer kan mein leiden enden? Niemand ohn Gott; Er helff auß noth / Ihn bitt' ich / daß Er woll den todt Zu meiner Alten senden. Die Red hört man und noch viel mehr / O liebe Alt' so gehts daher / Tode wunschet er euch täglich; Verfluchet beid die stund und zeit / In welcher er euch hat gefreyt / Nichts ist an euch behäglich: Und diß / so noch das ärgste ist / Das ihm benimbt all lieb und lust / Er kan nicht Vater werden; Bekombt von euch kein Kinderlein / So lang ihr lebet / muß er seyn Ein dürrer Baum auf Erden. Ew'r Magnet hat sein krafft verlohrn / Kein Kindt wird mehr auß euch geborn / Das bringt dem hertzen Schmertzen / Vnd thut ihm weh / wann er muß sehn Ins Nachbarn Hause Kinder gehn / Die mit dem Vater schertzen: Wann Sie als Pfläntzlein Jung und frisch / Sich mit der Mutter an den Tisch Zu seiner seiten setzen / Sieht sie des Alten Weibes Mann / Sehr traurig an / und spricht alsdann: Was soll doch mich ergetzen? Ich hab im hauß kein zeitvertreib / Muß einsam seyn beym Alten Weib / Das mich nicht kan erfrewen! O daß ich so verheyrath bin / Wie geht mein Edle zeit dahin / Mein tag wirds mich gerewen! Also ihr alten Weiber seht / Was auß ewer heyrath entsteht / Stellet doch ab diß klagen / Bleibt ungefreyt in reinigkeit / So macht ihr euch kein hertzenleit / Den Männern auch kein plagen. Wollt ihr daß es euch wol soll gehn / So lasst das freyen nur anstehn / Befehlt es Jungen Frawen; Denn dar ist noch ja hoffnung an; Ein Junge Fraw kan ihrem Mann Die Welt noch helffen bawen. Ein Altes Weib dient nirgends zu / Dann fein zu sitzen in der ruh' / Oder den Kindes=kindern Auffwarten und behülfflich seyn / Sie wiegen / winden / halten rein / Vnd wischen ihren hindern: Das thut weil Gott euch kräffte günnt / Vnd was ihr sonst im hause könnt / Mit Nehen oder Spinnen. Trawt Gott und betet in der noth / So werdet ihr wol ewer broth Ohn einen Mann gewinnen. Gott nimmt sich der Elenden an / Ist aller frommen Wittwen Mann / Ein Vatter ihrer Kinder: Weiß was ein ieder nötig hat / Gibt allen Notturfft und Vorrath / Sein schatz wird nimmer minder. Seht nur auff ihn / sonst auff niemand / Nem't alles an von seiner hand / Seyt danckbar seiner gaben; Vnd willig so gern Arm als Reich / Es sey euch gleich Gott speise euch Durch Engel oder Raben. Ist übrig / theilt mit dem der bitt / Nach aller frommen Christen sitt; Habt ihr nicht viel / gebt weinig. Die Jungen Leute wollet lehrn / Gott fürchten / und die Alten ehrn / Lebt mit den Nachbarn einig; In demut / zucht und frommigkeit / Der Jungen Frawen Spiegel seyt / Geht ihnen vor in Tugend; Lehret sie ihre Männer ehrn / Daß Hauß regiern / die wolfahrt mehrn / Vnd wol erziehn die Jugend. Ein jeder lern sein Lection, So steht im Hause alles schon / Ist billig hoch zu preisen. Darumb alß Wittwen auch gebührt / Einen Christlichen wandel führt / Mit Lehrn und Vnterweisen. In der Armut gedüldig seyt / Frölich in widerwertigkeit / Vnd lasset euch nicht grawen / Hoffet das best / und glaubet fest / Daß Gott in noth nicht stecken lest Die seiner zusag trawen. So euch zufällt reichthumb und gelt / Nach art der Welt euch dann nicht stellt / Euch darin zu ergetzen: Sondern wie rechte Christen thut / Die auff vergänglich / irdisch gut Hertz / sinn und muth nicht setzen. In Gottesfreud die zeit vertreibt / Leset und betet / singt und schreibt; Gebt gut Exempel allen: Könnt ihr nicht lesen / höret zu / Vnd Meditiret in der ruh / Daran hat Gott gefallen. Sein lob wird dadurch außgebreit! Vnd seines Nahmens herrlichkeit Gebaw't an allen Orten; Helffet dazu stets / wo ihr künnt / Vnd thut fleiß daß ihr viel gewinnt / Mit Wercken und mit Worten. Im guten leben wandelt fort / Richtt ewer thun nach Gottes Wort / Geht fleißig mit in Tempel; Betrachtet was da wird geredt / Vnd haltet euch stets am Gebeth / Thut nach Hannae Exempel: Die ihr zeit in keuscheit zubracht / Diente dem Herrn tag und nacht / Setzt auff ihn ihr vertrawen: Drumb ward das Heil ihr offenbart / Diß ist der rechten Wittwen arth / Gott wird ihr wolfart bawen / Sie werden ihn anschawen / Auff einer grünen Awen / Selich sind solche Frawen. A.O.H. |