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Lisa (1877- |
Baumfeld
1897) |
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Sünde (Gemälde von Franz Stuck) Allein die Sünde ist unendlich reich ... (Loris.) ... Ein weißes Weib lehnt in den dunklen Falten Mit steinig weißen, grau'nhaft schönen Gliedern, An die sich gleißend eine Schlange schmiegt .... Mit bleichem, sündhaft schönem Antlitz ... Aus seinen Zügen leuchtet, blaßroth schwellend, Ein wundersüßer Mund, der vieles sagt, Und lächelnd ... viel verschweigt ... In ihrem Aug', dem trunk'nen, zaubertiefen, Brennt sehnsuchtsfeucht ein Blick, der lockt und fängt Und schmeichelnd kost und tödlich wundet Und glühendheiß macht und den Sinn verwirrt ... Wer bist du, seltsam Weib? Was glüht in deinen Lippen? Was rauscht sirenengleich Aus deiner Augen Meer? »Mein Name ist der älteste hienieden. Ich bin im Hauch der starren Tuberose, Der schweren, die in weißen Gluten brennt ... Ich bin, wo tolle Rhytmen wirbeln Und Menschen lachend sich dem Klang hingeben Und sinnberauschet in den Tod sich wirbeln ... In allem Dufte, der dich trunken macht Und süß zu Tode küßt und duftet ... Bin im Accord, der brausend dich durchflutet, Und deine Seele streichelt und zerreißt, Dich elend macht und doch unsagbar glücklich! Mein Reich ist, wenn der silberweiße Mond Sein schimmernd Gift in Erdenwunden hinweint, Und Lieb' und Wahnsinn durch die Lüfte rasen ... In blassen schönen Frau'n kannst du mich fühlen. Ich weh' als Athem in des Mundes Gluten, Ich zuck' in ihrer Hand, die dich erbeben macht ... Ich bin im Duft der weichen Frauenhaare Und hab' an ihrer Brust, der kalten, dich durchfröstelt Und fiebre in dem Kuß, der dir das Herz versengt ... Komm', komm' zu mir! Ich weiß ein schönes Märchen Und weiß, dein Herz ist krank ... ich küsse dich gesund! In meinem Arm ist seliges Verbluten ... Komm', komm' zu mir! Ich weiß ein schönes Märchen ... |