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Friederike (1765- |
Brun
1835) |
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Hippolyt im Thale von Aricia Durch des düstern Waldthals Schauer Wankt ein holdes Schattenbild, Ihm hat tiefumflorte Trauer Stirn und Augen trüb umhüllt: Dicht verschränkte Eichenäste Senken Nacht aus heit'rer Luft, Mattverhauchte kühle Weste Flüstern wie aus offner Gruft. Wo des Felsens wilde Trümmer Tausendjähr'ges Moos umkeimt, Sitzt im dämmerlichen Schimmer Bleich der Jüngling da und träumt; Träumt von jüngstentschwundnen Tagen, Träumet Jagd und Jünglingsspiel, Staubumwallte Siegeswagen Und den Preis am hohen Ziel. Wenn aus Thetis' Purpurwogen Titan kühn zum Aether steigt, Und am blauen Himmelsbogen Seine Strahlenhöh' erreicht; Sinkt von einem blassen Tage Kaum ein Schimmer in die Gruft, Wo mit anmuthsvoller Klage Hippolyt der Vorzeit ruft. Ha! er rufet den Genossen: »Auf zum Wettkampf, auf zum Streit! Eilt herbei mit Flammenrossen, Öffnet weit die Rennbahn, weit! Von Trözenä's engem Strande Zum umwogten Isthmos hin, Wo im heitern Sonnenlande Meine Siegespalmen blühn!« Ihm verstummt die Felsenhöhle, Es verstummt der Waldgesang Und die heiligtiefe Seele Rasch ein Pfeil des Weh's durchdrang! Nur das leise Bächlein trauert In sein tiefes Seelenweh, Und von Wehmuth trüb umschauert Kömmt's herab von grüner Höh'! »Bin ich noch? im Schattenlande, Leb' ich in der Oberwelt? Wer, entführt dem Heimathsstrande, Hat dem Nichts mich zugesellt? Schatten dicht an Schatten wallen Still in Plutos finster'm Land; Doch in diese Felsenhallen Bin ich einsam hingebannt! »Harter Vater! deinem Zorne, Folgt ihm nicht der herbe Tod? War aus meines Lebens Borne Nicht Trözens Gestade roth? Göttin mit dem Silberbogen, Nahmst du mich in deinen Schooß, Als dem Scheusal aus den Wogen Reines Blut der Unschuld floß?« So erscheint in wirren Träumen Ihm des ersten Lebens Bild; Wie aus duftumflorten Räumen Nachtgebilde trüb' umhüllt; »Göttin! - gabst du mir das Leben, Gieb mir auch des Lebens Glück! Laß mich leicht als Schatten schweben, Oder sende mich zurück!« Und ein weißes Reh erscheinet In dem dichtverwachs'nen Wald, Naht dem Jüngling und vereinet Sich ihm zur Gespielin bald. Streifet rasch an ihm vorüber, Hüpft auf Felsen vor ihm hin; Und je länger und je lieber Wird's des Jünglings trübem Sinn. Endlich ruht's an einer Quelle, Die durch Felsen niederrollt; In der reinergoss'nen Welle Schwimmt des fernen Aethers Gold; Myrt' und Lorbeerwipfel neigen Flüsternd sich darüber hin, Und aus duft'gen Blüthenzweigen Säuseln Schlummerphantasie'n Schmachtend sinkt der Jüngling nieder An bemoos'ter Felsenwand; Sanft entstrickt die schönen Glieder Ihm des Schlummers leise Hand, Laue Abendwinde wanken Durch das mildumglänzte Grün, Und mit traubenvollen Ranken Schirmt des Felsens Epheu ihn. Düfte wallen, Blumen sprießen; Schnee und Gold und Purpurglanz, Ton' und Farb' und Duft umschließen Ihn mit einem Wonnekranz! Friedlich auf- und abgehoben Wallt entfesselt seine Brust, Und im Schlummer leis' umwoben Hat der Traumgott ihn mit Lust. Um die schroffen Felsengipfel Schwebt des Abends Purpurschein, Durch der Ulmen luft'ge Wipfel Tröpfelt Sonnengold herein: Aus der tiefen Felsengrotte Blickst du fern in's Meeresblau, Und dem heitern Sonnengotte Folgt die Nacht mit Schlummerthau. An der hohen Aetherhalle Steigen still emporgelenkt Nach und nach die Sternlein alle, Sanft die Augen abgesenkt, Wo vom süßen Schlaf umfangen Hold der traute Schläfer liegt, Und die hochentglühten Wangen Leis' ein Ahndungstraum umfliegt. Alle sind vorbeigezogen; Luna nur aus hoher Luft Blickt vom blauen Himmelsbogen Auf Aricia's Felsengruft; Rührt mit reinen Silberpfeilen Sanft des Jünglings Augenlid, Und von süßem Weh zu heilen, Ach! erwachet Hippolyt. »Welcher Wohllaut, welch ein Schimmer Welcher Stimme Himmelston! Ist es Stern', ist's Mondgeflimmer? Wohn' ich bei den Göttern schon? Silberbogen seh ich schweben Nah und näher stets um mich, Und ein niegefühltes Leben Überströmt mit Sehnsucht mich. Und in sanft're Schatten tauchet Sich der Glanz, das Silberlicht; Süß'rer Liebeston umhauchet Philomela's Wiege nicht! Und der Bach ist Lied geworden, Alle Wipfel Melodie! Und von süßeren Accorden Hallte Sappho's Leier nie! »Sind Elysium diese Thale? Bist du Lethe, holder Bach? Trank aus des Vergessens Schale Ich mich süß vom Schlummer wach? Welch ein Licht um meine Seele, Welch ein Frieden in der Brust! Aus der finstern Schmerzenshöhle Stieg ich auf zu Götterlust. »Ward ich sanft empor gehoben, Ach, in reine Göttergluth! Und von Wonneglanz umwoben Taucht' ich in die heil'ge Fluth; Im Olymp, im Schattenlande, Bei des Schicksals finster'm Blick, In des trübsten Daseyns Stande, Überall ist Liebe Glück!« Glanz und Ton sind hingeschwunden, Doch des Busens inn'res Licht, Dieser Traum von Götterstunden Schwindet ewig, ewig nicht! Wer im reinen Herzen fühlet Heil'ger Liebe Himmelslust, Keine Erdenquelle kühlet Ihm die Flamm' in hoher Brust! |