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Friederike
(1765-
 
 Brun
1835)
 
 
 
Das Einzig-Bleibende
 
Ich steh' an dem rauschenden Zeitenstrom,
  Er donnert und fluthet vorüber!
Der Zeiten Grab bist du, ewiges Rom,
  Des Zeitstroms Bild, o du Tiber!
Es wanket rings das hesperische Land,
Von der Berge Höh' bis zum Meeresstrand;
  Doch er tobt rastlos vorüber!
 
O felsengegründete Hügelstadt!
  O schauerumflüsterte Höhen!
Wer hemmt von den Hehren des Schicksals Rad?
  Wie sollt ihr dem Strome bestehen?
Der Donner aus finsterer Wolken Schooß,
Der zuckenden Blitze Doppelgeschoß,
  Umschmettern die prangenden Höhen.
 
Es stürzt hinab, was dem Staube gehört,
  Denn ewig ist nur der Gedanke!
Was gebaut kann werden, wird auch zerstört,
  Doch unsichtbar sey, was nicht kranke;
Es zerstöret die Zeit, was die Zeit gebaut,
Wohl dem, der nur dem Unsterblichen traut,
  Er hat, wo sein Glaube nicht wanke.