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Clara (1861- |
Müller
1905) |
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Den Frauen Den Frauen einen Frühlingsgruß! Euch allen, die in Fron und Mühen ihr dornenreiche Pfade geht, euch sollen Maienrosen blühen! Greift lachend in die rote Pracht: ein Morgen glüht, den keine Wolke in schwarze Schatten hüllen wird, ein Festtagsmorgen allem Volke! Den Frauen einen Maiengruß! ihr tragt die Zukunft unterm Herzen, ihr säugt die Freiheit an der Brust, - das ist ein heilig Recht der Schmerzen: das ist ein göttlich Frauenrecht, das haltet fest mit starkem Wollen ... und eure rote Blume blüht, wenn rings umher die Wetter grollen. Und ob ihr wohnt am Seinestrand, an Skandinaviens Felsentoren, ob Londons Nebel euch umspinnt, ob Rußlands Steppe euch geboren, ob euch Italiens Sonne scheint, ob euch Germaniens Eichenstärke die Muskeln spannt: ich rufe euch zu einem großen Maienwerke! Den Haß, der die Nationen trennt, soll eure Liebe überwinden, wenn schwesterlich die Hände sich zum letzten, großen Kampfe finden. Des Sturmjahrhunderts Morgenschein Soll eurer Rechte Sieg verklären: erst müßt ihr freie Menschen sein, um freie Menschen zu gebären! Aus märchenblauen Zeiten klingt ein Segenswort: den Fluch des Bösen, der auf das Haupt der Menschheit fiel, wird einst die Hand des Weibes lösen. Aus Lügenschlamm und Gassenstaub wird sie den Schatz der Wahrheit heben und segnend ihn als Hort des Rechts den kommenden Geschlechtern geben. Den Frauen einen Segensgruß! Aus alter Kindermärchen Klarheit lacht hell in all den Sonnenglanz das heilige Angesicht der Wahrheit. Kein Traumglück mehr, kein Sehnsuchtslaut: es gilt den Kampf! Auch euch, den Frauen, und eure Kinder werden einst der Freiheit Maitag feiernd schauen! |