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Sibylla
(1621-
 
 Schwarz
1638)
 
 
 
Ein Freund ist das bäste / das man liebet
 
    WAs wündscht die Welt doch mehr / was kan sie mehr begehren /
Alß wenn der Höchste ihr der Bitte wil gewehren /
wenn sie / durch Zuversicht / ihn fleissig ruffet an /
um einen treuen Freund / der viel uns dienen kan?
Ist man in Todes Noht / wird man mit tausend Plagen
gemartert und betrübt / wenn wihrs dem Freunde klagen /
so hilfft er uns so viel / alß er uns helffen kan /
wir nehmen / vor die Taht / von ihm den Willen an;
Und kan er uns nicht mehr in unsern Nöhten schüzen;
so mag ein guhtes Wort uns mehr als silber nüzen;
Ein Wort / ein guhtes Wort / das recht von Herzen geht /
das nicht nur wegen Zier allein zu loben steht /
ist besser noch als Gold / eß helt uns recht das Leben /
man stirbt auch ohne das / eh Gott die Zeit gegeben;
Drüm ist ein guhter Freund das beste das man liebt /
das höchste / das man wündscht / und dem man sich ergiebt;
Hab ich gleich nicht viel Gelt / hab ich gleich nicht viel Güter /
so lieb und halt ich hoch die Treue der Gemüter;
Wohl dem der üm und ümb kan bey den Freunden sein /
und sterben endlich auch in ihrer Augenschein.