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Catharina Regina
(1633-
 
 von Greiffenberg
1694)
 
 
 
Auf das verwirrte widerwärtige aussehen
 
    MEin GOtt du bist getreu / wie seltsam es auch scheinet.
Wann alles knackt und kracht / wann Blut und muht erliegt /
wann selbst das Herz entherzt kein safft noch Krafft mehr kriegt;
wann alles man verhaust und aus zu seyn vermeinet;
    ja wann uns auch gedunkt der Himmel ganz versteinet /
daß weder flehn noch bitt ihm etwas mehr ansiegt /
hingegen alles sich uns zu betrüben fügt /
und sich mit ganzer macht zu unsern Creutz vereinet:
    so ist bereit die zeit der gnaden-labung hie /
die kan so wunderbald das Leid in Freud verwandlen /
die pflegt so lieblich süß die schmerzen zu behandlen
    das man nicht wünschen soll / das sie gewesen nie.
Da siht man / daß GOtt / nur recht zu erfreuen / kränket.
sein Liebessinn auf nichts / als unsre wolfart denket.