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Karoline von
(1780-
 
 Günderrode
1806)
 
 
 
Der Knabe und das Vergismeinnicht
 
   Der Knabe
O Blümelein Vergismeinnicht!
Entzieh Dich meinem Auge nicht.
Ihr, Veilchen! Nelken! Rosen!
Auf euch verweilt der Sonne Licht,
Als wollt es mit euch kosen;
Doch wenn die Sonne tiefer sinkt,
Wenn Nacht die Farben all verschlingt,
Da reden süße Düfte
Von eurem stillen Leben mir
Und die vertrauten Lüfte
Die bringen eure Grüße mir.
Doch ach! Vergismeinnicht, von Dir
Bringt nichts, bringt nichts mir Kunde.
Sag, Blümlein, lebst dem Aug Du nur?
Flieht mit den Farben jede Spur
Mir hin von Deinem Leben?
Hast keine Stimm, die zu mir spricht
Wenn Schatten Dich umgeben?
 
   Vergismeinnicht
Die Stimme, ach Süßer! die hab ich nicht.
Doch trag ich den Namen Vergismeinnicht,
Der, wenn ich auch schweige, dem Herzen spricht.