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Louise (1819- |
Otto
1895) |
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Zwei Frauen aus der Reformationszeit 1. Caritas Pirkheimer Mit seinen Türmen, seinen stolzen Warten Liegt Nürnberg vor des Wandrers Blicken da, Der aus dem Forst »des Reiches Bienengarten,« Sich einem Stadtgetrieb' genüber sah, In dem sich tausend Hände emsig regen, Das Gute gut, das Schöne schön zu pflegen. Welch eine Stadt! hier ragen Tempelhallen Zum Himmel auf durch allen Erdendunst, Bauhütten dort, drinn Meißelschläge schallen Zum heil'gen Dienst der Kirche und der Kunst; Und überall ein froh geschäftig Leben, Ein heitres Schaffen, rüstig Vorwärtsstreben. Hoch - wie die Buchen in den Wäldern ragen, Hoch - wie die Dome, die darnach erbaut, Hoch - ist das Ziel, dem tausend Herzen schlagen, Die früh schon all die Herrlichkeit geschaut, Sich tränken durften an des Wissens Bronnen, Im Strahl der Kunst, der göttlichen sich sonnen! Auch Caritas erquickt von solcher Quelle Und von des Bruders Geistesschatz genährt, Drängt es begeistert zu der Weisheit Schwelle, Die zu betreten nur dem Mann gewährt - Nur eine Freistatt sieht sie für ihr Streben: Im Kloster darf der Wissenschaft sie leben. Sie ist ein Weib - und ihres Geistes Blüten Sieht sie bedroht von rauher Außenwelt, Drum hat im Klara-Kloster, sie zu hüten, Sie sich den Himmelsblumen zugesellt, Die zwischen Mauern wohlgeborgen stehen, Nicht mehr die Welt, nur noch den Himmel sehen. Den Himmel in dem eng begrenzten Raume, Wie hohe Klostermauern ihn gewährt; Der Reichsstadt Treiben weicht dem sanften Traume, Der hier allein die Seelen wiegt und nährt. Hier Steingewölb' statt grüner Buchenhallen, Durch das der Nonnen Chorgesänge schallen. Und draußen Wettersturm und sonnig' Tagen, Der frische Luftzug einer großen Zeit: Sieghaft wird eine Geistesschlacht geschlagen Und Licht und Freiheit bilden ihr Geleit, Daß endlich selbst die festen Klosterschranken Zerbrochen sind durch leuchtende Gedanken. Doch Caritas entsetzt sich vor dem Treiben, Das selbst bedrängt ihr heiliges Asyl, Fern soll die Neurung dieser Schwelle bleiben, Fern wie ihr selbst das ganze Weltgewühl! Und würden alle Klöster aufgehoben - Ihr Widerstand besteht die härtsten Proben. »Ich weiche nie aus diesen heil'gen Hallen, Ich öffne nie sie schnöder Ketzerei!« So hört man ihre festen Worte schallen Und läßt der Greisin die Entscheidung frei, Im Kloster weilt sie bis des Todes Winken Sie abruft freie Himmelsluft zu trinken. Noch hält sie mit den Armen fest umschlungen Den Rosenkranz, das Muttergottesbild. Noch wird der greisen Jungfrau Preis gesungen, Die ihr Gelübde also treulich hielt: Weil sie des Lebens Wonnen nie genossen, Ist nun ein Heil'genschein um sie ergossen. 2. Argula von Grumbach Argula hat des Lebens Glück genossen - Die Liebe führte sie zum Traualtar, Froh ward das heilig feste Band geschlossen, Das »Ja« entquoll der Lippe frei und wahr, Und treu vereint dem liebenden Gefährten Ward ihr des Weibes schönstes Los auf Erden! Doch lange nicht - in edler Liebe Feier, Nur wenig Jahre waren hingerauscht, Da hat ihr junges Haupt den Wittwenschleier Nur zu schnell für den Brautkranz eingetauscht! Die blühnden Kinder wiegt als vaterlose Die Trauernde auf ihrem Mutterschoße. Im tiefen Schmerze möchte sie vergehen, Sich flüchten aus dem öden Weltgewühl, Durch Thränenflöre nur zum Himmel sehen Zum Gatten auf im sehnenden Gefühl - Doch ihre Kinder mahnen sie ans Leben, Sie muß als Mutter, Vater für sie streben. So sei das heil'ge Erbe angetreten! Sie weiht sich ganz des Lebens ernster Pflicht, Recht Handeln gilt ihr mehr als weinend Beten, Und mehr als Dulden, Streben nach dem Licht; Die Mutterpflicht gibt ihr den Mut, die Stärke, Ihr Teil zu fordern an dem Fortschrittswerke. Dem Fortschrittswerke, das der Mönch begonnen, Der kühne Luther, durch den Kampf mit Rom. Auch ihr war ja die Bibel längst der Bronnen, Aus dem sie schöpfte der Begeistrung Strom, Die Kraft auf seine Seite sich zu stellen, Mit solchem Licht die Menschheit zu erhellen. Um ihrer Kinder, um der Menschheit willen Tritt Argula aus ihrem Fraungemach Hinaus ins Leben, so den Drang zu stillen Der auch in ihr von Licht und Freiheit sprach; Vor Luther selbst weiht sie sich seiner Sache Und hält für ihn, für Glaubensfreiheit Wache. Sie sucht die Welt, nicht nur ein Stück vom Himmel Ihr Horizont ist unbegrenzt und weit. Sie dient dem Ew'gen in der Welt Getümmel, Sie dient mit freiem Geiste ihrer Zeit. Sie fürchtet nicht, daß was im Innern blühe In Sonn' und Sturm und frischer Luft verglühe. Sie sucht nicht im Gebet in Klostermauern Des Gottes gnadenreiche Gegenwart; Ihr hat er sich in gleichen Ahnungsschauern Im Tempel der Natur geoffenbart; So dient sie ihm bis auf des Todes Winken Die treuen Hände segnend niedersinken. |