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Bettina von (1785- |
Arnim
1859) |
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Petöfi dem Sonnengott Wie Vögel, die kaum befiedert im Frühlicht flattern, Nächtlich aufrauschen im Nest, - schlummertrunken, - Wähnend im Schlaf sich zu heben gen Abend oder gen Morgen: So aus Träumen auffahrend, ungewohnt schwebender Fühlung, Nicht ihr vertrauend - sinket betäubt ihr zurück, Schüchterne Vögel, Gedanken - Nacht ists! - Beteuert der Mond euch und glitzernde Sterne, Die Flügel verschränkt, duckt ihr zusammen im Nest; Da schwellen Träume euch den Busen. Aus der umfangenden Eos Saffrangebinde Windeln sich los - so träumt ihr - die Morgenwinde und tragen Goldbewimpelt glorreich durchs leuchtende Blau Euer Gefieder Helikons Gipfel hinan Zur schwankenden Flut, die sein Bild malt dem Narziß, Und er liebt sich in ihr - nur des Liebenden Spiegel ist Liebe - Wie ihm - schönheitslusttrunken euerm Abglanz zu lauschen Auf sonniger Welle - sendet lieblich der heitere Gott, Euch umleuchtend, euer Antlitz zurück euch - Träumende Vögel, Gedanken! Und hymnenbeschwingt, durchrudert ihr rhythmusströmenden Lüfte, Dem tönenden Schwan nach, der frei von der Sorge Befleckung Siegender Feuer kraftvoll - das trübe Leben, das sterblich nur ist Über die alles schauende Zeit, Zum hochwolkigen Zeus Mit unsterblichem Liede hinauftönt, Oder in wolkensammelnder Gewitter Sturmbett, Über Donnergeprassel und wirbelnder Purpurglut Getragen euch bringt mit sausendem Fittig. Euch durchschauern nicht am nachtgedeckten Himmel Die hintreibenden Winde. Denn warm eingehüllt ganz In deiner Strahlen goldnem Schnee Wenden das Antlitz sie dir zu, Apollon, Der herablächelnd wieder sie anglühest, Phöbus Apollon! Und tönest - so wähnen sie träumend und lauschen - Zärtlichen Wiegengesang ihnen zu. Willst du die alles schauende Zeit nicht hinein haben, so laß sie hinaus. Und während Dunkel auf irrenden Pfaden Der Menschen Geschicke umkreist, Preisen den ahnungsvollen Tag sie In sonnedurchschimmerter Nacht, dir geheiligt, o Taggott. O wieder zu früh macht Geräusch ihr Phäanszwitschern! - Horche, Lichtspender! Eh' noch dein siegendes Lied Mächtig dem Widerhall ruft, dem Jo, im Traum ihr gesungen, Süßer Zärtlichkeit voll, schlummerempfangen von dir. Doch jetzt weckt Mondlicht sie, Das jenseit der Haine scheidend herabsinkt; Silbern leuchtet der Fluß durch Morgennebel, Die halb du zerteilest, Himmelwandelnder! Wie flockigte Herden hinab zur Flut sie treibend. Schon streift die frühe Schwalbe Mit schneidendem Flug die kreiselnden Wasser, - Durchkreuzt lustatmend deine Bahn. In heiterer Bläue fängt ihr nächtlich Gefieder Deiner Pfeile blitzenden Glanz auf, Und am weiten Himmelsbogen erspäht sie Allein nur deines Tempels Zinne, schützender Gott, Ihr Nest zu bauen. So, Leuchtender! der die Himmelsfesten durchmißt, Ermesse an deines Tempels Gebälk Mir den Raum - klein, wie ein Vöglein bedarf - Wo ich schlafe, in Träumen dir nach mich schwingend, Wo dein frühester Strahl mich weckt Und wie die Schwalbe die Flügel ich netze im Quell Zwischen Reigen goldumschleierter Musen Silbern - dem Rossehuf entsprudelnd - hinab vom Gipfel, Der von allen stolzen Gebirgen zuerst am Morgen Den purpurhüllenden Mantel abwirft vom Nacken, Deinem feuerküssenden Strahl. Dann wie die Schwalbe durchkreuz ich deine Bahn Mit morgenfrischem Hauch, fort bis zum Abend In deinem Licht, milder Gott, mich freuend, Und beseligt, daß dein ich gehöre, Berg ich, beim Sternenlicht im Nest mich am Tempel, Wo du, Wissender! der Menschen sterbliche Sinne Unsterblich erleuchtest. Da schlaf süß ich - in Träumen schüchtern deiner Saiten Spiel rührend, Und mich freuet ihr Klang, wie denn selber du anschlägst das Erz. Gewaltiger! - geheimnisvoll emporblühende Göttersprache strömend. Dann in geträumten Zwielicht blitzet vergoldet der Hain Des heiligen Lorber, und am wankenden Zweig Bersten schwellende Knospen dem kommenden Tag. |