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Hermione von
(1854-
 
 Preuschen
1918)
 
 
 
Das Kind des Brigadiere
 
Allnächtig tönt es mir zu Häupten dumpf,
wie Hammerschläge stiehlt's mir jeden Schlaf.
Die Meereswellen möchten mich zum Frieden,
zum Schlummer lullen, doch das dumpfe Dröhnen
zerstört ihn stets. - -
 
Die Wirtin lächelnd sagt:
»Das Kind vom Brigadiere, das die Mutter,
den Wiegenkasten auf und nieder schwingend,
weil sie's nicht sättigt, in den Schlaf betäubt.«
So lieg ich nächtens wach und hör das Hämmern.
 
Du armes Kind des Brigadiere schläfst
und läßt um deinen Hunger dich betrügen -,
ich aber wache - ob das Schicksal auch
mit dumpfem Schlag mich auf und nieder schwingt:
 
Mein Lebenshunger läßt durch nichts sich trügen,
er wacht und wacht und sehnt und härmt sich ab
und reckt die Arme in die schwarzen Nächte. -
 
- - Wie ich ihn neide, den Betäubungsschlaf,
dem hungerkranken Kind der Brigadiere!