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Sophie (1770- |
Mereau
1806) |
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Psyche an Amor Wo schwand er hin, der seligste der Träume, das höchste Ziel der innigsten Begier? Die Sehnsucht schwingt sich in des Äthers Räume; doch, ach! verbannt, gefesselt schmacht' ich hier! Es wär' auf ewig mir dahin geschwunden das Land der Himmlischen, der Ätherhain der Harmonie? Hienieden festgebunden, blieb' eine Ewigkeit dies Herz allein? Einst, als ich unter Blumen hier erwachte, umleuchtet von der Hoffnung mildem Stern, bewegt der neuen Welt entgegen lachte, schien Amor, der Geliebte, mir nicht fern. Du athmetest in milden Frühlingslüften; dein Auge sprach im Sternenglanz zu mir, und jeder süße Ton in Thal und Lüften war mir ein holder Liebeslaut von dir. Bald schwand der schöne Wahn, wie Nebelsterne in dunkeln Nächten, und mein Herz blieb leer, und brennend flog die Sehnsucht in die Ferne, und ahndete dich über Berg und Meer. Da trat ein holdes Wesen mir entgegen, voll Himmels-Ahndung; eine neue Lust durchflog mein Herz mit ungewohnten Schlägen, und süßes Weh durchschauerte die Brust. Ich fühlte unsrer Liebe Seligkeiten, wie Himmelslüfte, freundlich um mich wehn; verloren in der Ahndung Trunkenheiten, vermeint' ich dich, mein Ideal, zu sehn. Der Welt entrückt, im seligsten Entzücken, vermißt' ich deinen Himmel selbst nicht mehr; Verklärung strahlte aus des Lieblings Blicken, und Ätherrosen blühten um mich her. Doch, ach! der Unbestand der Menschenherzen erträgt es nicht, das allzuhohe Glück! Zur Asche brannten die geweihten Kerzen: die Liebe wich; die Sehnsucht blieb zurück. Und wiederum für neue Qual geboren, die Freude hassend, mit mir selbst entzweit, durchflog die Welt mein Wunsch - was ich verloren, ersetzte keine Erdenseligkeit. Du warst es, du, dem beym Genuß des Schönen, im innigsten Zusammenklang, bey jeder Kunst, gelehrt von Göttersöhnen, sich meine Seele froh entgegen schwang. Dem in des Mitgefühles leisen Wogen, in Freundesblick voll zarter Sympathie, die reinen Triebe frey entgegenflogen; doch ganz befriedigt ward die Sehnsucht nie. Und nimmer schweigt das liebende Verlangen, dich wiederum in der Vollkommenheit unwandelbarem Schimmer zu umfangen, wie einst in jenem Traum voll Seligkeit. Du, Himmlischer! den keine Worte nennen, der Ahndung zarten Sinnen nur bekannt! soll ewig ungestillt die Sehnsucht brennen? bleibt stets von dir die Liebende verbannt? Wer naht mir hier? von mildem Sternenglanze - ein überirdisch Wesen - sanft erfüllt, die Fackel still gesenkt, und im Zypressenkranze die göttlich reine Stirn halb eingehüllt. Es winkt mir hin nach jenen dunkeln Gründen, ein wunderbarer Schauer faßt mich - ach! ich folge - soll ich dort die Ruhe finden? - vertrauungsvoll dem stillen Engel nach! Doch leise regt er jetzt die düstern Schwingen, und rings aus ihnen sproßt ein milder Glanz wie Morgenroth, und Ätherrosen dringen aus dem erheiterten Zypressenkranz. Er ist es, Er, der Göttliche! auf immer nun wieder mein! und neue Wonne füllt das Herz! - So wird beym letzten Lebensschimmer die Sehnsucht, die unendliche, gestillt? Wir schweben auf in reinere Gefilde; der Erd' entrückt, von keinem Wunsch getrübt, umfängt mich jenes Äthers Frühlingsmilde, und ich bin ewig liebend und geliebt! |