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Karoline (1754- |
Rudolphi
1811) |
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Das kleine Mädchen Welch ein Lächeln, welch ein Blick! Welch ein wonniges Vergnügen, Welche Unschuld in den Zügen! - O ein Bild von Edens Glück. Wohl dir Engel, im Genuß Edler Menschheit, theurer Rechte, Die kein Modezwang noch schwächte, Wohl im seeligen Genuß. Ungekräuselt, ungeschmückt Sind noch deiner Brust Gefühle, Ungekünstelt deine Spiele, Und dein Köpfchen unverrückt. Nennst mit unverstelltem Mund Jedes Ding bey seinem Namen, Suchst nicht witzig auszukramen, Machst nur Herzensmeinung kund. Hüpfst mit unbefangnem Sinn, Und doch lieblich, und doch blühend, Alle Herzen an dich ziehend, Auf die Frühlingsfluren hin. Schöngeschmücktre giebt es zwar; All dein Schmuck - ein Leinenröckchen Und ein Kranz von Mayenglöckchen Im gelockten braunen Haar. - - Und doch, guten Leute, doch, O ich bitte, ich beschwöre Euch bey eures Putzes Ehre: Schont mir dieses Engels noch! Schont des lieben Mädchens noch; Laßt ihm noch das Leinenröckchen, Noch den Kranz von Mayenglöckchen Im gelockten Haare doch. Laßt ihm noch den Engelssinn, Und des Herzens süße Stille; Laßt ihm noch der Freuden Fülle, Laßt ihm noch den Engelssinn. Höhnt die süße Einfalt nicht, Die ein Blümchen höher achtet Als den Tand, wonach ihr schmachtet, Höhnt die holde Einfalt nicht. Ach! noch kennt sie nicht Begier - Seht in ihren Engelszügen Dieses frohe fromme Gnügen: Seht, das Himmelreich ist ihr! |