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Aurora |
Stechern
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Der Deutsche als Liebhaber Feire du mein Lied, was Ruhmes wert, Schwinge, Muse, du dein richtend Schwert! Wahrheit sei vor Allem, was es spricht, Unbestechlich wie das Weltgericht! Es gab wol nie einen tristern Gesellen, Als einen deutschen, soliden Galan; Das Beste ist freilich in solchen Fällen Ein guter, gemütlicher Dummerjan. Die Stutzer aber, mit Brill' und Lorgnetten, Die deutschen Jünglinge mit viel Gemüt, Mit steifer Cravatte, weißen Manchetten, Die, traut meinem Worte, meidet und flieht. Sie können Sonette an Fingern zählen Und deklamiren sie ohne Verstand, Sie sprechen von Werther und schönen Seelen Und lieben gewöhnlich nur »wahlverwandt.« Sie scheuen den Umgang gescheuter Frauen, Die werden die Schwächen zu bald gewahr, Man darf da dem eignen Witze nicht trauen Und kommt gar zu oft damit in Gefahr. Und endlich, um einen Hausstand zu gründen, Da wird eine Frau in das Haus erkürt, Die wird für die Launen und eignen Sünden Mit ehlicher Ausdauer chicanirt. Sie muß das Kochen und Backen verstehen, Das reicht für die Ehe wol meistens aus; Die Kinder erziehn, das heißt, darauf sehen, Ob reinlich und artig sie sind im Haus. Die größte Tugend ist »wenig gebrauchen,« Das heißt, die Gelder dem Mann reservirt, Der kann denn zu Hause sein Pfeifchen schmauchen Und wird auf das Herrlichste regalirt. Die dummen Türken, die ehren die Frauen! Keusch deckt sie der Schleier, es bringet Tod, Verwegen ihr blühend Antlitz zu schauen, Es dräut des Gesetzes eisern Verbot. In England, da hat man ein hohes Meinen Von Frauentugend und achtet sie auch, Und wo die Frauen im Kreise erscheinen Ist Anstand und Sitte gar alter Brauch. Die heißen Südländer glühen und siegen, Der Baske trägt den Dolch im Gewand; Italier sieht man auf Gondeln wiegen Mit ihrem Liebchen, die Zither zur Hand. Es lieben die Polen zärtlich und innig, Zwar flüchtig, doch seltsam glühend und schön; - Es liebt der Franzose, der leichte, sinnig, Wie es nur Schüler des Bayard verstehn. Die Liebe des Deutschen trägt Bleigewichte An Flügeln von Löschblatt gar müd' einher, Darum, darum ist in diesem Gedichte Auch mein Gesang wol so träge und schwer - - Genesung gieb, Himmel, den armen Kranken, Bewahre mich gnädig vor Liebesqual; Der schrecklichste ist mir aller Gedanken: Ein echtdeutscher Spießbürger zum Gemahl! - |