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Aurora
      
 
 Stechern
     
 
 
 
Betrachtung
 
Des Abends Dämm'rung senket sich hernieder,
Und rings um uns geht die Natur zur Ruh;
Da bin ich einsam in dem Zimmer wieder,
Kein Freund, kein teurer, spricht mir freundlich zu.
 
Und so verfließen alle meine Tage,
Ich bin allein, bin immer so allein!
Noch bin ich jung, wer meint, daß ich entsage
Der Lieb' und Freundschaft warmem Sonnenschein!
 
Ich will mich in das offne Leben stürzen,
Will recht es drücken an die volle Brust;
Will nicht durch finstern Sinn es mir verkürzen,
Ein Jünger sein der heitern Freud' und Lust.
 
Für wen ist denn der Sonnenschein gegeben,
Für wen der Erde Grün, der Blumen Duft,
Die volle, süße Frucht der üpp'gen Reben,
Der Raum, die Zeit, des Himmels blaue Luft?
 
Mit frohem Herzen will ich es genießen,
Ich will kein Finsterling, kein Frömmler sein,
Den Gott der Liebe will ich in mich schließen,
Und meine Blumen seinem Tempel weih'n.
 
Und meine Blumen! Ihr, o kleine Lieder,
Umkränzt mit euerm Palmensonntag mich!
Drum, bin ich traurig - kehrt die Lust auch wieder,
Hab' ich zum Freunde euch, mein zweites Ich.