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Francisca (1894- |
Stoecklin
1931) |
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Südlicher Frühling Zu rasch und farbensatt kommt er, als daß wir seine Luft mit zitterndem Verliebtsein spürten. Wenn nicht die Mandelbäumchen rosige Zartheit wie kindliche Küsse in den blauen Himmel hauchten, wir würden alles schwer wie Sommer fühlen. Kamelien leuchten tödlich rot aus düster glänzendem Laub, und in Gewinden feiern Rosen und Glycinientrauben tausendfache Feste. An weißer Mauer baden sich die grünen Eidechsen in gleißenden Strahlen. Sie sind der Sonne zierlichste Getreue. Und wo du gehst, raschelt es von Getier. - Dann in des Haines Schatten ruhend schließen sich die sonnenmüden Lider. Und um dich wogt ein ewig wiederkehrendes Tönen, von Mückensang und Blumenatmen. Das hüllt dich ein und trägt dich fort auf seidigen Schwingen in das Reich der wandellosen Schönheit. |