Zur Startseite
 
Inhalt      Register
 
 
< voriges Gedicht           nächstes Gedicht >
 
Susanna Elisabeth
(1657-
 
 Zeidler
1706)
 
 
 
[O Eitelkeit!]
 
Prediger Salomo cap. 1. 2. Es ist alles gantz eitel /
sprach der Prediger / es ist alles gantz eitel.

 
 
O Eitelkeit! Was kan auf dieser Erden
   Doch recht beständiges gefunden werden /
   Das endlich nicht verschwindet mit der Zeit?
                                                                    ô Eitelkeit!
 
   2.
O Eitelkeit! Das man nach Reichthumb trachtet /
   Die Güter dieser Welt zu theuer achtet /
   Dir ist / ô Mensch der Tod doch ja nicht weit /
                                                                    ô Eitelkeit!
 
   3.
O Eitelkeit! Das du nach Ehren strebest
   Und bey dem Fürsten selbst in Gnaden lebest /
   Denn dich verfolget der Widersacher Neid /
                                                                    ô Eitelkeit!
 
   4.
O Eitelkeit! Wenn sich der Mensch ergiebet
   Der Wollust / und den Weg zur Höllen liebet /
   Er findet was ihn doch zuletzt gereut /
                                                                    ô Eitelkeit!
 
   5.
O Eitelkeit! O eiteles Beginnen!
   Wie kanstu eitler Mensch doch lieb gewinnen
   Pracht / Völlerey / ein Alomodes Kleid?
                                                                    ô Eitelkeit!
 
   6.
O Eitelkeit ist alles für der Sonnen /
   Hat man gleich Kunst und Weißheit lieb gewonnen /
   Wird alles doch vergessen mit der Zeit /
 
                                                                    ô Eitelkeit!
   7.
Die Eitelkeit wird alles eitel machen /
   Gantz eitel sind der Menschen ihre Sachen /
   Da findet sich Gefahr Angst Noht und Streit /
                                                                    ô Eitelkeit!
 
   8.
O Eitelkeit! Das man sich will betrüben /
  Drum soltu Mensch die guten Tage lieben /
  So denckstu nicht / weil GOtt dein Hertz erfreut
                                                                    der Eitelkeit.
 
   9.
O Eitelkeit! Wenn ich diß recht bedencke /
   Bald ich mein Hertz und Sinnen auffwerts lencke /
   Und Seuffze / führe mich GOtt durch dieß Leid
                                                                    zur Seligkeit.