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Kathinka
(1801-
 
 Zitz
1877)
 
 
 
An Rosalie!
 
Traue, schwaches Mädchen, nimmer einem Manne,
Honig trägt er auf den Lippen, Gift im Herzen,
Heuchelei sind seine Worte, Meineid seine Schwüre,
Womit er dich Arme zu betäuben sucht.
Selbstsucht ist des Mannes Name! sein Geschlecht nur achtend,
Ist es ihm ein Spiel, das unsre zu betrügen.
Höhnisch lächelnd weidet er an seinem Opfer sich;
Unsre Thränen sind ihm Wonne, Zeugen seines Sieges,
Unsre Klagen ihm Triumphgesänge, übermüthig
Spricht er zu sich selbst: »ich bin der Herr der Schöpfung,
Meinen Wünschen unterthänig ist das Weib.«
Mit dem Stolz des Siegers raubt er unsre Rechte,
Sklavenfesseln schlingt er um das freie Weib.
O drum flieh' in deinem Blüthenalter selbst den Besten,
Flehend ist er Sklav - ergiebst du dich - Tyrann.