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Hedwig
(1882-
 
 Caspari
1922)
 
 
 
4. Akkub
 
Schon ehe der Vater meines Vaters mannbar war,
Eh meines Vaters Mutter er erkannte,
War ich verflucht.
Und eh die Laute meines Namens sich zu einem Wort gefunden,
Eh dieses Wort von einem Mund gesprochen,
War es durchwühlt von Widersinn
Wie totes Fleisch von Ungeziefer.
Geduckt ist mein Name und gedrungen
Wie mein verrenkter Leib.
Du schufst mich nicht nach deinem Bilde, Gott!
Ich bin dein Zerrbild, bin die Ausgeburt
Von deinem Zorn.
Ich bin das vierte Glied des Fluchbeladenen.
 
Meine Seele hast du gekrümmt, wie meine Glieder.
Sie ist ein Haken, dran sich aller Unrat hängt.
Die Sünde meiner Väter zehrt an ihr wie Rost
Und kann nicht los von ihr und mehret sich auf ihr
Bis sie zerfressen.
Es gärt in ihr von Haß.
Ich hasse jene, die in deiner Gnade, Gott,
Wohlig die Glieder dehnen, wie in einem warmen Bad
Voll Wohlgeruch und Spezereien.
Ich hasse, - meines Geistes Brunst schreit nach dem Freunde,
Und meines Fleisches Brunst schreit nach dem Weibe.
Ich hasse - überall bin ich verstoßen.
Denn du hast mich mit deinem Fluch geschändet.
Und meine Seele haßt dich, weil sie geil nach dir,
Weil sie sich zu dir drängt,
Weil sie ein einziger großer Schrei der Brunst nach dir,
Und weil du sie verworfen.
 
Ich bin das vierte Glied des Fluchbeladenen!