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Catharina Regina
(1633-
 
 von Greiffenberg
1694)
 
 
 
[Ach drücke dich in mich / du Himmel-festes Siegel]
 
Ach drücke dich in mich / du Himmel-festes Siegel /
   Versigle meinen Sinn / versigle Hertz mit Hertz /
Versigle Mund mit Mund fest / über alle Siegel /
   Dein Leibes-Petschafft halt in aller Noth und Schmertz.
Die tieff-begrabnen Ritz / in mir sich hoch erheben /
   Die ausgeholten Stich / sich sondern recht in mir /
Die hohen Gnaden sich in tieffsten Danck begeben /
   Es werd mein gantzes Ich ein rechtes Bild von dir /
Mein Leib von deinem Leib / Gestalt und Bildung mehre /
   Mein Sinn / von deinem Sinn / sich formen lasse hier /
Mein Wille gantz und gar nach deinem sich beqveme /
   Ein jedes Aederlein sich füg in deine Gier.
Das übrig wisch man weg / wie bräuchig in dem Giessen /
   Nur was in dir ist bleib' / und heisse mein in mir /
Ich will von keiner Lust / von keinem Willen wissen /
   Als nur der deinem gleich / und der von dir herrühr' /
Ach! mach mich durch dein Blut zur sigilirten Erden!
   Daß eher ich zerbrech' als aufhör sie zu seyn.
Laß' eher mich mein GOtt zu Staub und Aschen werden /
   Als leben sonder dich / dein Bildnus prägen ein /
Daß du in mich gedrückt. Mein Hertz das Capsel breche /
   Bleibt nur dein Siegel gantz / dein lieber Leib und Blut.
Der Tod durch tausend Pfeil / das Leben mir absteche /
   Wann meinem Siegel nur im Hertzen er nichts thut /
Dem Leben / das du bist / kan er ja nichts angwinnen /
   Auch mir nicht / weil mit dir ich bin ein einigs Ein /
Es mag die gantze Erd der Himmel auch verbrinnen /
   Ich bin in GOtt / und GOtt wird bleiben gantz allein.