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Hedwig (1871- |
Dransfeld
1925) |
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Die Spur im Sande - - Abseits vom breiten Pfade Irrte auch ich, Denn ich verstand nicht Das Tun der Menschen. Da nahm die Wüste mich auf - Und durch den Sand Schritt ich mit blutenden Füßen Weiter und weiter, Und ich sah nicht zurück, Wo der bläuliche Nebel In endlosen Weiten Die Dörfer der Menschen verschlang. Da kreiste am Himmel Mit ausgebreiteten Schwingen Ein Riesengeier, Die Einsamkeit. Da sank die Sonne Mit brandigem Schimmer, Und Schatten huschten vorüber Wie abgeschiedene Geister. Da brachen aus ihren Höhlen Die Tiere der Wüste, Und ihr Gebrüll Durchtoste das Sandmeer, Lüstern nach Raub. Und mir entgegen Grinste der Hunger, Grinste der Durst Und die seelentötende Einsamkeit. Und ich in der Wüste Der einzige Mensch. Da höhnte der Geist: »So sprich, warum bist du Dem Pfade der Menschen entflohn - Dem breiten Pfade Durch Weizenfelder? -« Und ich neigte die Stirne und sprach: »Ich habe nicht Teil an ihnen.« Und wieder höhnte her Geist: »Daß du entwichen, Dem eigenen Geschlecht, Ist nun dein Fluch - Denn die einsamen Pfade Führen zum Tod ... Du dürstest nach Menschen Und stirbst am Durste ...« Und ich wanderte weiter, Umbrüllt von hungrigen Tieren, Umflattert von irrenden Schatten - Und es höhnten die Steine am Weg: »Der einzige Mensch!« Und weiter und weiter - Endlos der Himmel, Endlos die Wüste, Und mitten darinnen Ein kleines, klopfendes Herz! Umfiebert die Stirn, Vertrocknet die Lippe, Keuchend der Atem! - - Da stieg mir der Wahnsinn empor. Und ich küßte am Wege den Stein. »O hätte Menschenfuß Dich je betreten! O wäre auf diesem Pfade Ein andrer gewandelt! O einmal nur Ein Kinderlachen, Ein Glockentönen, Bevor ich sterbe - - Mich dürstet nach Menschen.« Da - vor mir im dünnen Sande Auf glatten Felsen - Barmherziger Gott! - Eine Menschenspur! Und weinend brach ich ins Knie. Nicht mehr der einzige Mensch Ein anderer vor mir! Wohin sein Pfad? Verschlang ihn die Wüste? Kehrte er heimwärts Zu seinem Geschlecht? Schritt er im Wahnsinn? Schritt er, von Sehnsucht beschwingt, Nach leuchtenden Zielen? So rede, rede, Heilige Spur! - - Doch die Einsamkeit sprach: »Wozu die Frage? - Ein Mensch, ein Mensch, Der gelitten wie du Und geirrt wie du! Ein Mensch in der Wüste, Abseits vom Pfade Der Weizenfelder, Suchend das Licht!« - - Da wich der Wahnsinn Da strahlte die Nacht, Da stand der Himmel in Flammen - Und wund geküßt Auf nacktem Stein Hab' ich die brennende Lippe ... Ein Mensch in der Wüste! Im Sand eine Spur! - - Hab' Dank, o Fremdling ... |