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Sophie (1770- |
Mereau
1806) |
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Frühling Düfte wallen - tausend frohe Stimmen jauchzen in den Lüften um mich her; die verjüngten trunknen Wesen schwimmen aufgelös't in einem Wonnemeer. Welche Klarheit, welches Licht entfließet lebensvoll der glühenden Natur! Festlich glänzt der Äther, und umschließet, wie die Braut der Bräutigam, die Flur. Leben rauscht von allen Blütenzweigen, regt sich einsam unter Sumpf und Moor, quillt, so hoch die öden Gipfel steigen, emsig zwischen Fels und Sand hervor. Welch ein zarter wunderbarer Schimmer überstrahlt den jungen Blütenhain! Und auf Bergen, um verfallne Trümmer, buhlt und lächelt milder Sonnenschein. Dort auf schlanken silberweißen Füßen weht und wogt der Birken zartes Grün, und die leichten hellen Zweige fließen freudig durch den lauen Luftstrom hin. In ein Meer von süßer Lust versenket, wallt die Seele staunend auf und ab, stürzt, von frohen Ahndungen getränket, sich im Taumel des Gefühls hinab. Liebe hat die Wesen neu gestaltet; ihre Gottheit überstrahlt auch mich, und ein neuer üpp'ger Lenz entfaltet ahndungsvoll in meiner Seele sich. Laß an deine Mutterbrust mich sinken, heil'ge Erde, meine Schöpferin! Deines Lebens Fülle laß mich trinken, jauchzen, daß ich dein Erzeugter bin! Was sich regt auf diesem großen Balle, diese Bäume, dieser Schmuck der Flur: Einer Mutter Kind sind wir alle, Kinder einer ewigen Natur. Sind wir nicht aus Einem Stoff gewoben? Hat der Geist, der mächtig sie durchdrang, nicht auch mir das Herz empor gehoben? tönt er nicht in meiner Leier Klang? Was mich so an ihre Freuden bindet, daß mit wundervoller Harmonie, meine Brust ihr Leben mitempfindet, ist, ich fühl' es, heil'ge Sympathie! Schwelge, schwelge, eh' ein kalt Besinnen diesen schönen Einklang unterbricht, ganz in Lust und Liebe zu zerrinnen, trunknes Herz, und widerstrebe nicht. |