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Kathinka (1801- |
Zitz
1877) |
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Das Glück der Unbemerktheit Beglückt die Menschen, welche unbemerkt Und friedlich durch das Leben gehen, Sie werden von des Kummers Aug', Von der Verzweiflung übersehen. Gemüthlich wandeln sie auf ihrem Weg, Vergnügt mit dem, was sie erwerben, Sind gleichmüthig in gut und böser Zeit Und pflegen friedlich hinzusterben. Doch jene, welchen das Genie Den Stempel auf die Stirne drücket, Sind es, auf die die düstre Schwermuth früh Das scharfgeschliffene Messer zücket. Ihr Geist, der auf Gedanken thronet, weiß In's Reich der Phantasie zu dringen - Ach, aber die erboste Wirklichkeit Lähmt ihnen allzuoft die Schwingen. Sie kränkeln an dem Spott der kalten Welt, Sie wissen von gebrochnen Eiden, Und, o wie oft muß nicht ihr stolzes Herz Schwer durch Zurücksetzungen leiden. Wie manche Nächte haben sie durchwacht, Und an wie vielen kummervollen Tagen, Erlahmten sie im Haschen nach dem Ruhm, An einem räthselhaften Zagen. Der du demüthig auf dem Wege gehst, Der dich zu Ruh und Frieden führte, O murre nicht, weil dir der Genius Die Stirne küssend nicht berührte. Wenn dir die goldnen Flügelkinder nicht Holdlächelnd in dem Traum erscheinen, So flieht doch auch der Schlaf dein Lager nicht. So brauchst du einsam nicht zu weinen. Und weßhalb läßt das flücht'ge Lebensöl - Der arme Dichter sich so rasch verzehren? Warum weiß er oft mit Heroenmuth, Des Lebens Nothdurft zu entbehren? Warum geht er so bleich und matt dahin Und muß vielleicht schon vor den Jahren sterben? Ach! alles nur um sich ein wenig Ruhm - Noch nach dem Tode zu erwerben. |