|
Zur Startseite |
Inhalt Register |
< voriges Gedicht nächstes Gedicht > |
Helmina von (1783- |
Chézy
1856) |
|
Das Nixchen Ein armes Nixchen taucht' empor, Ihr war das Herz so wund, Und ängstlich lauschte sie hervor, Nichts Liebes that sich kund. Sie sieht und seufzt und forscht und singt, Es ward ihr gar zu weh; So munter drein das Vöglein klingt, Will sterben in dem See. Und sieh, beim frohen Lerchensang, Wie Morgenrosen schön, Der Jüngling durch die Blüthen drang, Gar wonnig anzusehn. Das bleiche Nixchen wurde roth Und bald dann wieder bleich, Und weint' in ihrer Liebesnoth, Und lächelte zugleich. Doch bald erhob sie schön und hell Den starken Zaubersang, Die Wellen kamen leicht und schnell Und tanzten nach dem Klang. Es hatte sich der Sang so mild An Alles angeschmiegt, Und ruhig lag das schöne Bild In Schlummer eingewiegt. Und sachte aus der blauen Bahn Wundherzchen pochte laut, Schlich zum Geliebten sich heran, Versunken ihn beschaut; Und seltsam wunderlich ihr ward, Als sei's ein schöner Traum, Es lockt das Kinn, so weiß und zart, Der Lippen Rosensaum. Und auf des Jünglings Lippen zog Ein lieblich Lächeln her, Und lauter ward der Brust Gewog, Wie wenn's ein Seufzer wär'. Es lächelte so trüblich hold Die Maid in seinen Traum, Das Auge bald sie küssen wollt', Und bald der Lippen Saum. Doch wie sie hingebeugt noch zagt, Des Träumers Odem trinkt, Die Lippen nicht zu rühren wagt, Im Blicke ganz versinkt, Ein Mädchen durch die Blüthen dringt, Die Zither lieblich stimmt, Und munter zu dem Jüngling springt. In'n schönen Arm ihn nimmt. Das arme Nixchen sehen muß In ihres Seees Grab, Wie einen kühnen lauten Kuß Die Braut dem Träumer gab, Wie er sie dann so süß umschlang, An ihren Blicken hing, Und bei der Zither munterm Klang Mit ihr von dannen ging. Das Nixchen ward nun wieder bleich, Ihr Weinen lange währt, Ihr schönes stilles Freudenreich War ihr so schnell zerstört. Die Blumen standen noch am Strand Und sahn so munter her, Doch sie, die ganz verarmte, fand Den Jüngling nimmer mehr. Und in den Berg sie scheidend geht, Verstopft des Seees Quell, Und trüb begrünt das Wasser steht, Voreinst so blau und hell. Und See und Nixchen war nun todt, Der Ort blieb leer und wüst, Nur blühten Blumen rosenroth, Wo Blumen sich geküßt. |