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Anna Louisa (1722- |
Karsch
1791) |
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An die Ostersonne 1791 Ostersonne! du bist schön Meiner Freundin aufgegangen, Kinder werden um sie stehn, Ihren Seegen zu empfangen, Und dazu ein buntes Ei, Und ich hoffe, daß sie heiter Wie der Ostermorgen sey, Hoffe, daß sie mich noch weiter Lieb behalten wird, ob ich Gleich ihr Antlitz nicht mehr sehe - Osterwasser läßt Sie sich Wol nicht schöpfen in der Nähe Aus der Elbe, wo du dich Dreymal hüpfend hast gespiegelt, Sie will nicht verschönert seyn - Grüße hat Sie fortgeflügelt, Und vielleicht ist einer mein Unter diesen Ostergrüßen, Und in diesem Erdenthal Werd ich heute Dich genießen Ganz gewiß zum letztenmal; Denn ich darf nichts mehr versuchen Vom gebratnen Osterlamm, Oder auch vom Osterkuchen; Ich bin wie ein Weidenstamm, Den der Wurm ganz hohl gefressen Und die Fluth halb abgespühlt Von dem Raum, wo er gesessen. Meine Seele lebt und fühlt Nur noch deinen Glanz, du milde Süße Knospenöfnerin! Nur mein Auge sieht noch hin Ins beblümte Grasgefilde, Bleibt noch munter, bis es bricht; Brechen wirds eh du vorhanden Wieder bist, und singen hörst: Von dem, den du hüpfend ehrst, Er sey auferstanden - Auferstehen soll auch ich, Aber ob mit diesem Leibe, Den du wärmest, wenn ich dich Sehe durch die Fensterscheibe, Ob mit dieser welken Haut Und mit diesen morschen Knochen? Ob mein Grab wird durchgebrochen Von dem Kopfe, der jezt sich In die Höhe kann erheben, Wenn die Nacht dem Tage wich Und du Thätigkeit gegeben Einer halben Welt wie mir - Ob du mich siehst auferstehen, Oder ob auch deine Zier Mit den Bergen untergehen, Mit den Thürmen stürzen muß? - Ach! dies kann kein Weiser sagen, Und ich wills auch beim Genuß Nicht ergrübeln, nicht erfragen, Will genießen deinen Glanz In des jungen Frühlings Tagen, Will mir einen Blumenkranz Noch um meine Schläfe winden, Wo sich hin und wieder nur Läßt ein graues Härlein finden, Des gestiegnen Alters Spur. - Soll mir nun mein Auge brechen, Ehe noch ein Jahr entschlüpft Und von dir viel Christen sprechen, Daß du dreimal aufgehüpft An des Ostertages Morgen, Dann hab' ich den Engel lieb, Der aus einer Welt voll Sorgen Mich in eine beßre trieb - |