|
Zur Startseite |
Inhalt Register |
< voriges Gedicht nächstes Gedicht > |
Bettina von (1785- |
Arnim
1859) |
|
Seelied Es schien der Mond gar helle, Die Sterne blinkten klar, Es schliefen tief die Wellen, Das Meer ganz stille war. Ein Schifflein lag vor Anker, Ein Schiffer trat herfür: Ach wenn doch all mein Leiden Hier tief versunken wär. Mein Schifflein liegt vor Anker, Hat keine Ladung drin, Ich lad ihm auf mein Leiden Und laß es fahren hin. Und als er sich entrissen Die Schmerzen mit Gewalt, Da war sein Herz zerrissen, Sein Leben war erkalt'. Die Leiden all schon schwimmen Auf hohem Meere frei, Da heben sie an zu singen Eine finstre Melodei. Wir haben festgesessen In eines Mannes Brust, Wo tapfer wir gestritten Mit seines Lebens Lust. Nun müssen wir hier irren Im Schifflein hin und her: Ein Sturm wird uns verschlingen, Ein Ungeheuer im Meer. Da mußten die Wellen erwachen Bei diesem trüben Sang; Verschlangen still den Nachen Mit allem Leiden bang. |