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Sibylla
(1621-
 
 Schwarz
1638)
 
 
 
Am liebsten bey der Liebsten
Zu Upatell / auff der Insel Riga / gemacht.

 
    SChawt doch / wie lustig Leben
das auff den Dörffern ist?
Ich will die Stadt wohl geben
dem / der sie außerkießt.
    Schawt / wie die Bluhmen stehen /
wie lieblich sie doch sind /
und fast im Haus auffgehen /
schawt / wie man Obst hier findt.
    Hört / hört doch einmahl singen
die lieben Vögelein /
last ewre Laut erklingen /
und stimmet mit ihn ein.
    Fühlt ihr der Sonnen Strahlen
in ewern Häusern nicht?
hier läst sie auff uns fallen
fast doppelt heisses Licht.
    Schmeckt kecklich diese Früchte /
die hier beyn Bauren seyn  etc.
    Seht / wie die Kühe weiden!
und auch der Schaffen Schar /
ich will die Stadt wohl meiden /
so bin ich auß Gefahr.
    So schreckt mich die Posaune /
das Spiel der Schwerdter nicht /
die grausame Kartaune
kompt nie mir ins Gesicht.
    Ja / alles was ich finde
in Dörffern weit und breit /
der Hirsch / das Schaff / das Rinde /
der Wälder Zierligkeit /
    Das ist weit vohrzuziehen
den Sachen in der Stadt /
da man sich muß bemühen
und wirds doch niemahl satt.
    Was sag ich? Nach dem allen
frag ich nicht sonders vihl;
mir soll die Stadt gefallen /
dieweil ich gerne will
    Die Lust im Grünen lassen /
mein Lieb / mein eigen Ich
ist hier nicht ümbzufassen /
die ich lieb inniglich.
    Ist hier auff grühner Awen /
und bey der Schaffen Schaar
kein einig mahl zu schawen /
drümb hat eß hier Gefahr.
    Ich will die Stadt nicht meiden /
Ich hab sie außerkiest;
kanst du dein Lieb nicht leiden /
so sey nicht / wo sie ist.