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Susanna Elisabeth
(1657-
 
 Zeidler
1706)
 
 
 
An die Jungfr. Sikelinnen in Besenstedt
 
GEehrtes Nimphen Volck / geliebte Sikelinnen /
  Es unterstehen sich itzt meine schlechte Sinnen
  Diß wenige Gedicht zu schreiben dieses mahl
  (Wie ich denn schuldig bin) weil sie mich in die Zahl
Der lieben Schwestern / und Freundin auf genommen /
Wir auch nach Freunde Art zusammen sind gekommen.
  Welchs aber dieser Zeit zu hindern untersteht
  Der Winter / wenn der Nord mit Brausen stürmt und weht /
Und hiedurch unsere Zusammenkunfft wil trennen /
Doch wird er nimmermehr die Freundschafft hindern können.
  Die man fortsetzen kan auch in Abwesenheit /
  Das schreiben gönnet uns ja stetig noch die Zeit.
Wird uns der liebe Gott den Sommer wieder schencken /
So wollen wir denn wohl der Freundschafft eingedencken
  In Gunst Gewogenheit einander sprechen an /
  Und üben was zur Lust und Freundschafft dienen kan.
Indessen wünsche ich den keuschen Tugend=Seelen /
Die ich mir stetig zu Freundinnen wil erwehlen /
  Des höchsten Gottes Schutz / und seiner Engelschaar
  Zu führen Tag und Nacht / in diesem neuen Jahr.
Der grosse Segens-HErr / der schütte seinen Segen
Von oben auff sie hin / gleich einem fruchtbarn Regen /
  Und kühlen Himmels=Thau / der Graß und Kraut erquickt.
  Wenns in der Sommerszeit der Sonnen Hitz' erstickt.
Es ist ja unser Glück an Gottes milden Segen
Wie man im Sprichwort sagt / und alles nur gelegen /
  Was hier von nöthen ist / das streut GOtt reichlich aus /
  Mit vollen Uberfluß / in seiner Kinder Haus.
Der allerhöchste GOtt verleihe auch darneben
Ein freudenreiches Jahr / Gesundheit / langes Leben
  Und alles Wohlergehn / der werthen Eltern Paar /
  Geschwister allzumahl / und liebsten Freunde Schaar.
Sie aber geehrte / geliebte Freundinnen /
Von höflichen Sitten / geschicklichen Sinnen /
  Der lieblicher Stimme anmuthiger Klang
  Sich gäntzlich vergleichet Minerven Gesang /
Hierinnen den schönen Sirenen nicht weichen /
Der keuschen Penelope Tugend erreichen /
  Nach ihrem Exempel / wie iedem bekant /
  Sich stetig bemühen mit fleissiger Hand.
GOtt wolle an Seelen und Leibe sie stercken.
Ich hoffe sie werden im besten vermercken
  Das itzo mein treuer wohlmeinender Sinn
  Geliebteste Schwestern zu ihnen schickt hin /
In diesem itzt neuen erfreuenden Jahre
Mit flüchtiger Feder die nichtige Wahre /
  Doch alles guts gönnenden Wundsches gedicht.
  Wie solches erfodert die schuldige Pflicht.
Zwar nur angefangen zum schertzenden Possen /
Aus keines Poeten Gehirne geflossen /
  Dem etwan Apollo die Lippen gerührt /
  Und Pallas mit Künsten und Weißheit geziert.
Holdselige Kinder / sie wollen belieben /
Das was ich aus guter Wohlmeinung geschrieben /
  Indessen zu nehmen / biß das ich auch kan
  Was bessers / annehmlichers schicken hinan.
Versichern sich ferner in Freundschafft zu leben /
Stets meiner gantz willigen Dienste darneben /
  Und bleiben mir günstig / und ferner geneigt.
  Wenn wieder der lustige Frühling sich zeigt /
Wenn Phoebus mit seinen hellgläntzenden Strahlen
Wird wiederum unsere Felder bemahlen /
Mit Wagen und Rossen die Erde umrennt /
  Und wieder den lieblichen Sommer uns gönnt /
  Denn wird sich Diana mit jagen und hetzen
Mit ihren Napeen im Walde ergetzen /
  Anhören den lustigen Vogelgesang
  Der Schäfer und Hirten schallmeyenden Klang.
Wenn Flora die Wiesen mit Blumen bestreuet /
Der Frühling die menschlichen Hertzen erfreuet /
  Wenn Ceres die herrlichen Früchte reicht dar /
  GOtt selber mit Segen bekröhnet das Jahr.
Wenn kommen die Kranche und Schwalben her wieder /
Die Nachtigall ihre wohlklingende Lieder
  Mit lieblicher Stimme in Wäldern erschallt /
  Und Echo dieselben gedoppelt erhallt.
Denn werden sie wieder ohn alles Verletzen
Sich beyde / in Freude zusammen ergetzen /
  Geniessen der lieblichen lustigen Zeit
  In welcher der Himmel die Erde erneut.
Ich wil mich viel Tugendbegabete Seelen
In ihre beständige Freundschafft befehlen /
  Vermelde nur ihnen zum endlichen Schluß
  Daneben auch meinen dienstfreundlichen Gruß.