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Susanna Elisabeth (1657- |
Zeidler
1706) |
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Mitleidende Schrifft an ihren Bruder J. G. Z. als er zu Wittenberg krank war Geliebter Hertzens Freund / ich thue dir zu wissen / Mit Wündschung alles guts / nechts freundlichen begrüssen / Das wir noch allesampt hier in Gesundheit stehn / Der Höchste lass es uns noch ferner so ergehn. Was deinen Stand betrifft / so habe ich vernommen / Das du zu Wittenberg in grosses Unglück kommen. Es machte erstlich dir die grimme Feindligkeit Der Wittenbergischen Soldaten Hertzeleid. Wie dieses Unglück war ein wenig beygeleget Da hat sich alsobald ein grössers noch erreget / Indem die rothe Ruhr zu Wittenberg grassirt / Und also dieses mahl auch über dich regirt. Ich kan mir selber wohl die Rechnung leichtlich machen / Wie lieber Bruder du bey so gestallten Sachen Gar wenig Wartung hast / es ist kein treuer Freund Der es in deiner Noth mit dir recht hertzlich meint. Wir wolten gerne dir in deiner Noth beystehen / Und dir mit gutem Rath zur Hand ein wenig gehen / Wenns müglich könte sein / der Weg der ist zu weit Persönlich dazu seyn / iedoch wir allezeit Durch fleissiges Gebet abwesend dein gedencken / Der Höchste wolle dir Gesundheit wieder schenken / Und diese Unglücksnacht und ausgestandnes Leid Verkehren wieder in gewündschte Fröligkeit. Es hat uns diese Post zwar hertzlich sehr betrübet / Es kan nicht anders seyn / wenn eins das andre liebet / Und muß erfahren denn / das jenen übel geht / Das Hertz in Sorgen / Angst und grossem Schrecken steht. Gott gebe nur zur Cur sein kräfftiges Gedeyen. Du lieber Bruder wirst mir dieses mal verzeihen / Das ich nicht ehe dir ein Brieffgen zugesand / Es ist dir doch vorhin schon unser Thun bekant. Weil dir der Bruder diß schon alles hingeschrieben Wies hier zu Hause geht: Es ist nichts überblieben Das meine Feder hin auff diß Papier gebracht / Darum es auch von mir unnötig ward geacht. In deinem Briefe steht / ich solle dir hinschicken Wenn Verse ich gemacht / du wollst sie lassen drücken / Des Druckens acht ich sie zu schlecht und zu gering / Man findet dennoch wohl zu drucken besser Ding. Läßt deinen Hochzeittag mich GOtt gesund erleben / So werd ich sehen ob alsdenn die Zeit wird geben / Das ich zu Ehren dir ein kleines Reimgedicht Auffsetze / welches ist auf deinen Stand gericht. Die Visitation die wird nun bald geschehen / Wie du wohl wissen wirst / da möcht ich gerne sehen Das du zur selben Zeit auch bey uns köntest sein / So wollten wir alsdenn allhier erwarten dein. Doch liegt es nicht an mir / wenn ichs gleich wünschen wolte / Wenn nicht zugleich dabey des Vaters Rath seyn solte / Ich sehe gerne / daß du bald nach Hause kemst / Damit du nicht vielleicht noch grössern schaden nehmst Ach wenn doch diesen Tag die Post noch wieder käme / Das deine Besserung ich heute noch vernehme / Eh' kan ich ruhen nicht: Mein Hertz ist Aengsten voll / Ich weiß nicht was ich deinetwegen dencken soll. GOtt gebe nur Gedult / ich wil das beste hoffen / Es hat uns ja noch kein so grosses Creutz betroffen / Das der getreue GOtt nicht draus geholffen hat / Wenn alle Hoffnung aus / so weiß er guten Rath / Diß sey ietzund genug / ich weiß nichts mehr zu schreiben Das nöthig könte seyn. Ich werde stets verbleiben Feinstädt am 17. Aug. 1678 D. L. Schw. Susanna Elisabeth Zeidlerin. |