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Lisa (1877- |
Baumfeld
1897) |
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»In Schönheit« ... Doch aus dem Spiegel trat - beklemmend nahe Mein eig'nes Bild. Ich hab' so oft geträumt Von blonder, stiller, märchenheller Schönheit, Daraus sich meine Seele weben sollt', Die ätherleichte, scheue Gliederhülle, - Denn meine Seele ist unendlich still Und traumhaft blond, und weinend schön und innig ... Doch aus dem Spiegel trat das eig'ne Bild So schmerzlich anders mir entgegen ... Dunkel Brannt' in dem Blick die braune Thränenflut, Die schwere, ungeweinte ... Auf der Stirne Sah ich es huschen ... wie Gespensterhauch Und wie das Stöhnen ungebor'ner Lieder ... Und in den Runen um den strengen Mund Sah ich die Krämpfe stummer Qualen zucken Und nah' dem Auge tiefe Spuren blau'n, Wie von der Tragik durchgewachter Nächte ... Es war ein schmerzlich düst'res Spiegelbild Und dennoch schön. Von jener fahlen Schönheit, Die schluchzend sich aus off'nen Wunden ringt ... Mein blasses Spiegelbild! Du darfst nicht klagen! Du musst die Wunden deiner Schönheit tragen. |