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Annette von (1797- |
Droste-Hülshoff
1848) |
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Am fünfundzwanzigsten Sonntage nach Pfingsten (24ten nach Dreifaltigkeit) |
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Von des Obristen Töchterlein. »Er sprach: Gehet hinweg, denn das
Mägdlein ist nicht tot, sondern es schläft; - Er ging hinein, ergriff
ihre Hand, und das Mägdlein stand auf.« |
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Weck auf, was schläft; streck aus die Hand, Du Retter Gott! Betäubung liegt Auf meinem Geist, ein bleiern Band. Es ist nicht tot, nur schlafbesiegt, Nur taumelnd trunken, ein Helot, Der knirschend schlürft' in Sklavennot Den Wein, so der Tyrann ihm bot, So niederliegt in mir, was da vom Rechten. Ja, in den schwersten Stunden doch Blieb ein Bewußtsein mir, daß tief Wie in des Herzens Keller noch Verborgen mir ein Erbteil schlief, Gleich warmer Quelle, die hinab Versickert in der Höhle Grab Und droben läßt den Herrscherstab: Frost, Sturm und Schnee um ihr Besitztum fechten. Und der Tyrann, so niederhält Mein bestes und mein einz'ges Gut, Nicht Trägheit ist's noch Lust der Welt, Es ist der kalt gebrochne Mut, O, wie ich tausendmal gesagt, Verstandes Fluch, der trotzig ragt Und scharf an meinem Glauben nagt: Weh, leer Geschenk, verfallen bösen Mächten! Zu einer Zeit, schwarz wie die Nacht, Zu einer Zeit, die ich erlebt, Da war ich um mein Heil gebracht, Wie dürres Blatt am Zweige bebt, Trostlos und ohne Hoffnung war Unglaube wie die Sonne klar! Mein Leben hing an einem Haar: O solche Stunde gönn' ich nicht den Schlechten! Soll ich es sagen, daß die Not Gesteigert ward durch Menschenmüh'? Nicht weiß ich, was dem Staub gebot, Doch unglückselig sah ich sie, Auflachend nur in Krampfes Spott, Frech, doch vernichtet, ohne Gott, Unsel'ge, aber arme Rott', Um das verzweifelnd, was sie möchten ächten. Schwach hieß, wer ohne Zucken nicht Ins Auge der Vernichtung sah; Doch in dem Blicke lag Gericht, Dem Lächeln Todesschauer nah. Warum man nicht in Ruh' mich ließ, Im Freundschaftsmantel überdies, Als ob der Arzt das Messer stieß? Ich weiß es nicht, doch will ich drum nicht rechten. So höret denn, was mich geschützt Vor gänzlichem Verlorengehn: Daß ich Unglauben nicht benützt, Des Frevels Banner zu erhöhn, Daß der Entschluß gewann den Raum, Ob mir gefällt des Lebens Baum, Zu lieben meines Gottes Traum Und auch dem Toten Kränze noch zu flechten. Unglaub' ist Sünde; aber mehr: Sünd' ist Unglaube; sie allein Mag aller Zweifel frost'gem Heer Der stärkste Bundsgenosse sein. O wär' ich tugendhaft: dann ließ' Nicht einsam mich die Finsternis; Fällt doch ein Strahl in mein Verlies, Weil ich nicht gänzlich zugesellt den Schlechten! Ein Kleinod hab' ich mir gehegt, Da mein Bewußtsein, ob befleckt, Doch nicht in Schnee und Eis gelegt Und nicht in Lava sich gestreckt. Ach, Odem noch die Liebe hat, Die Hoffnung treibt ein grünes Blatt, Und auch der Glaube todesmatt Faltet die Hände, ob sie Segen brächten. O reiche, Gnäd'ger, deine Hand Wie du dem Mägdlein sie gereicht! Zerreiß der dumpfen Träume Band, So mächtig mir und dir so leicht! Ja, mag dein Odem drüber wehn, Ein Strahl aus deinem Auge gehn, Dann ist wohl da, was auferstehn Und was fortan in deiner Schar mag fechten. |