|
Zur Startseite |
Inhalt Register |
< voriges Gedicht nächstes Gedicht > |
Kathinka (1801- |
Zitz
1877) |
|
Mein Aufenthalt im Rheingau Ich weiß ein Enna in des Rheingau's Auen, Da ist's so traulich, daß ich da mit dir Die Herrlichkeit des Höchsten möchte schauen, Bis uns einst müd und lebenssatt, von hier Nach seligen und froh durchlebten Tagen, Die Engel in die beß're Heimath tragen. Hier steht ein Häuschen, das der große Meister, So scheint es mir, für Liebende erbaut; Des Friedens und der Eintracht sanfte Geister Bewohnen es, so lieblich ist's, so traut. O komm, o komm! flieh aus dem Weltgetümmel, Und finde hier des Lebens schönern Himmel. Von süßer Reben heitergrünen Zweigen, Sind dieses Häuschens Fenster schön umrankt; Dort blüht der Epheu, der mit sanftem Neigen Hin an des Gärtchens nied'rer Mauer wankt; Das in dem kleinen Raum die Aster ziehet, Wo Ros' und Nelk' in bunter Mischung blühet? Wenn sich die Berg' im Abendlichte röthen, Dann hörst du in dem kleinen Fliederbaum, Die Nachtigallen Liebeslieder flöten; Und um des Dachesgiebel engem Raum Da schwebt die Schwalb' in immer engern Kreisen, Bemüht der Jungen zarte Schaar zu speisen. Die Stübchen sind so heimlich; aus den Fenstern Da schaut man nach dem öden Burgplatz hin, Und sieh, Erinnerungen gleich Gespenstern, Fühl' ich an meiner Seel vorüber zieh'n. Da senkt mein Geist sich in der Vorzeit Schauer, In ihre Lust, in ihre stille Trauer. In jener Burg, wo einst der Ritter schmaußte, Der Pilger gastlich treue Pflege fand, Wo Diether einst, wo Nassau's Adolph haußte, Den Blick zum Mainzer Fürstenthron gewandt, Da waltet itzt zu der Verbrecher Plage, Die Nemesis, mit Binde, Schwert und Waage. Nun öffne dieses Stübchens Fensterflügel, Dort wogt der Rhein in stiller Majestät! Sieh dort auf jenem fernen Felsenhügel Die Waldkapelle, wo der Wand'rer fleht. O da ist's schön, o möchte da das Leben An deiner Seit', mein Freund, mir einst entschweben. Soll mich die Langeweile nimmer quälen, So müßte hier schnell ein Klavier noch hin, Und eine Laute noch - und sieh es fehlen Die besten Dichter hier, - denn, wo ich bin, Da müssen auch die Musen freundlich wohnen, Ihr Lächeln soll des Lebens Mühen lohnen. Nur du und ich in diesem Friedenstempel, O Seligkeit! o unermeßne Lust! Mir würde dann der Gottheit schöner Stempel, Die ew'ge Freud' in der entzückten Brust. Fern von der Welt, und von den Menschen ferne, Erblühten uns der Liebe schönste Sterne. Und nach der Hausfrau treu erfüllten Pflichten, Würd ich mit dir, mein hochgeliebter Freund, Die leichte Gartenarbeit gern verrichten; Dann wallten wir, in treuer Lieb' vereint, Des Rheines Ufer scherzend auf und nieder, Und hörten gern der Nachtigallen Lieder. So leerten wir des Glückes süße Schaale, Bis mir der bleiche Genius erscheint, Und Carl auf Tinas kleinem Todenmale, Die schmerzlichste der Schmerzenthränen weint. Bis ihn die Sehnsucht nach dem Lande ziehet, Wo ewig schön die Palm' des Friedens blühet. Ich mahlte dir, o könnten wir's erreichen, Der stillen Wünsche hehres Ideal! Dann würde jede Wolke mir entweichen, Es schien mir ewig reiner Sonnenstrahl. Dann schwände unter sanftem Wonneleben, Im süßen Rausch das kurze Erdenleben. |