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Elisabeth
(1808-
 
 Kulmann
1825)
 
 
 
Die permessische Nachtigall
 
Du willst, o sanfter Jüngling,
Dem Grame Preis dich geben,
Weil Hoffnungen dich täuschten,
Weil Freuden dich verließen?
 
Befrage du die Sonne,
Die ewigjunge, ob sie
Je auf der weiten Erde
Was Dauerndes beschienen.
 
Mit Götterarmen thürmte
Ein Riesenvolk der Vorzeit,
Als Denkmal seiner Stärke,
Dies ungeheure Werk auf;
 
In angestaunten Trümmern
Die Erd' itzt weithin deckend,
Mit Busch und Baum durchwachsen,
Zeugt's von der Menschen Ohnmacht.
 
Siehst du die Rieseneiche
Hier unter uns, wie eine
Gestürzte Himmelssäule,
Neun Morgen Landes decken?
 
Sie konnte sich der Kämpfe
Des Kadmus noch erinnern;
Sah Theben in der Wiege;
Noch jüngst mein Sitz, - da liegt sie.
 
Und jenes holde Mädchen,
Das meinem Liede lauschend,
Ich oft in ihrem Schatten
Gesehn; ich seh' es nicht mehr.
 
Du siehest, alles Große
Und alles Schöne gehet
Im Lauf der Zeiten unter.
Selbst dieses stolze Theben,
 
Alcidens, Pindar's Wiege,
Wird einst in Schutte liegen;
Und mühsam nur der Wandrer,
Wo es einst stand, entdecken.
 
Drum heische nichts von Dauer;
Und fromm den Göttern trauend,
Versuche nie den Schleier
Der Zukunft du zu lüften.
 
Freu' dich des Wests, der deine
Hochglüh'nde Wange kühlet;
Freu' dich der Felsenblume,
Die deinen Pfad erheitert.
 
Wer weiß, ob nicht schon morgen
Ein feindlich Ungeheuer,
Deß Dasein wir nicht ahnten,
Sein tödtend Gift uns zusprüht.