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Kathinka
(1801-
 
 Zitz
1877)
 
 
 
Wahre Freiheit
 
Herr des Himmels, Herr der Stärke,
Herr des Lichts, gib deinen Segen
Zu dem großen Freiheitswerke,
Förd're es auf allen Wegen.
Aber nicht die rohe, wilde
Freiheit schenke deiner Welt,
Nein, ein edleres Gebilde,
Sei dem Volke zugesellt.
 
Send' uns jene Himmelstochter,
Jene Götting hehr und licht,
Die die Fesseln unterjochter
Völker nur zum Heil zerbricht;
Die sie Achtung den Gesetzen
Zollen lehrt - in Ehre fest,
Die das Recht sie nicht verletzen,
Treu und Glauben halten läßt.
 
Die die Finsterniß aufklärend,
Strahlend dringet durch die Nacht,
Die die Sittlichkeit verehrend,
Für das Glück der Menschheit wacht.
Die auf die Vernunft gegründet,
Stets das Gute emsig sucht,
Und nicht von Begier entzündet,
Jedem der da reich ist, flucht.
 
Gib uns Führer, welche schwärmen
Für des Lebens höchstes Gut,
Welche ohne blindes Lärmen,
Glühen in Begeisterungsglut.
Solche die bramabasiren,
Leere Schalen ohne Kern,
Die mit Freiheit kokettiren,
Solche halte von uns fern.
 
Hüt' uns Herr, vor jenen Fanten,
Deren Thun im Sand zerrinnt,
Die der Freiheit Comödianten,
Statt der Freiheit Priester sind.
Die auf Augenblicke lauschen,
Drin die Hand das Herz erdolcht,
Und im Weihrauch sich berauschen,
Drauf Entnüchterung erfolgt.
 
Gib uns Männer, die voll Adel
Der Gesinnung, fort und fort,
Sonder Furcht und sonder Tadel,
Mit dem Schwerte, mit dem Wort,
Kühn die Mißbräuche bekämpfen,
Mit der Wahrheit heil'ger Kraft -
Aber auch die Flammen dämpfen,
Wild empörter Leidenschaft.
 
Unter ihrer Führung kriegen
Wollen wir, so oft es Noth.
Laß uns jeden Feind besiegen,
In der Freiheit Morgenroth.
Schütz' die schwarz-roth-goldnen Farben,
Der Verbrüdrung Unterpfand,
In der Sonne Feuergarben,
Leuchten sie durch's ganze Land.
 
Laß uns nimmer übermüthig
In der Siegesglorie steh'n,
Und es sollen uns selbst gütig
Überwund'ne Feinde seh'n.
Laß uns der gestürzten Größe
Und dem Unglück Achtung weih'n -
Edler Sinn gibt keine Blöße,
Macht sich nicht durch Spott gemein.